Die infantile Zerebralparese bringt verschiedene Folgeerscheinungen mit sich, die das Leben der Betroffenen erheblich beeinflussen können. Diese entwickeln sich oft erst im Laufe der Zeit und erfordern eine kontinuierliche medizinische Betreuung.
Orthopädische Komplikationen: Die dauerhaft veränderte Muskelspannung führt zu strukturellen Veränderungen am Bewegungsapparat. Kontrakturen entstehen durch die permanente Verkürzung bestimmter Muskelgruppen, wodurch Gelenke nicht mehr vollständig bewegt werden können. Skoliose, eine seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule, entwickelt sich bei vielen Betroffenen mit schwerer Tetraparese. Hüftluxationen treten auf, wenn die Hüftgelenke durch Muskelungleichgewicht aus ihrer normalen Position rutschen. Osteoporose entwickelt sich durch die verminderte Belastung der Knochen.
Neurologische Begleiterkrankungen: Epilepsie tritt bei vielen Patient*innen auf, wobei die Häufigkeit mit dem Schweregrad zunimmt. Kognitive Beeinträchtigungen verschiedener Grade betreffen etwa die Hälfte aller Betroffenen. Sinnesbeeinträchtigungen sind ebenfalls häufig: Sehstörungen treten bei vielen Kindern auf, Hörstörungen können die Sprachentwicklung zusätzlich beeinträchtigen.
Gastrointestinale und respiratorische Probleme: Schluck- und Kaubeschwerden können zu Mangelernährung und wiederkehrenden Atemwegsinfektionen führen. Verstopfung tritt durch verminderte Darmbeweglichkeit auf. Atemprobleme entstehen durch schwache Atemmuskulatur und können zu häufigen Atemwegsinfektionen führen.
Psychosoziale Auswirkungen: Die Einschränkungen können zu sozialer Isolation führen, da die Teilnahme an altersgerechten Aktivitäten erschwert ist. Verhaltensprobleme wie Aufmerksamkeitsstörungen treten häufiger auf. Auch die Familiendynamik wird stark beeinflusst, da die Betreuung zeitaufwendig und emotional belastend sein kann.
Weitere Komplikationen: Durch Fehlhaltungen entwickeln viele Betroffene chronische Schmerzen. Hautprobleme wie Druckgeschwüre können durch eingeschränkte Mobilität entstehen.
Diese vielfältigen Einschränkungen machen deutlich, warum eine umfassende, interdisziplinäre Betreuung von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter notwendig ist. Moderne Hilfsmittel und therapeutische Ansätze können jedoch viele dieser Probleme lindern oder sogar verhindern.